Ein Tag mit Paul: Ein beispielhafter Einblick in den Alltag einer Schulbegleiterin
Wie sieht ein klassischer Tag in der Schulbegleitung aus?
Die Arbeit als Schulbegleiterin ist geprägt von Empathie, Flexibilität und der Bereitschaft, jeden Tag individuell auf die Bedarfe eines Kindes einzugehen. Um einen lebendigen Eindruck vom Berufsalltag zu vermitteln, begleitet dieser Blogartikel einen typischen Tag von Jana, einer erfahrenen Schulbegleiterin, und dem achtjährigen Paul, der mit einer Autismus-Spektrum-Störung eine dritte Klasse an einer Grundschule besucht.
Jana, 34 Jahre alt, arbeitet seit fünf Jahren als Schulbegleiterin. Sie hat eine pädagogische Grundqualifikation und bildet sich regelmäßig in den Bereichen Autismus, Kommunikation und Verhaltensunterstützung fort. Ihre Stärke ist ihr feinfühliger Umgang mit Kindern, denen es schwerfällt, sich im Schulalltag zu orientieren. Besonders wichtig ist ihr ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe und das Entwickeln individueller Strategien für jeden Tag.
Paul ist ein achtjähriger Grundschüler mit einer Diagnose im Autismus-Spektrum. Er liebt Routinen, Zahlen und klare Strukturen. Unerwartete Veränderungen oder soziale Anforderungen können ihn schnell überfordern. Gleichzeitig ist er neugierig, wissbegierig und sehr sensibel für Stimmungen. Jana begleitet ihn dabei, seinen Platz im schulischen Umfeld zu finden und seine Fähigkeiten bestmöglich zu entfalten.
7:15 Uhr: Ankunft in der Schule
Jana kommt früh an, um sich in Ruhe auf den Tag vorzubereiten. In der Teeküche bereitet sie sich einen Kaffee zu und wirft einen Blick auf den aktuellen Tagesplan. Heute steht ein Diktat in Deutsch an, danach Sachunterricht mit Gruppenarbeit. Das sind Situationen, die Paul erfahrungsgemäß fordern. Jana notiert sich, wie sie ihn gezielt vorbereiten kann. In der Klasse prüft sie, ob Pauls Arbeitsplatz reizarm gestaltet ist. Die Stifte sind sortiert, das Aufgabenheft liegt bereit. Ein aufgeräumter Platz hilft Paul, ruhig in den Tag zu st
7:40 Uhr: Begrüßung von Paul
Paul wird von seiner Mutter gebracht und wirkt etwas angespannt. Gestern gab es eine unangenehme Situation beim Mittagessen, die ihn noch beschäftigt. Jana empfängt ihn mit dem gewohnten Ritual. Es ist ein kurzes Fingerspiel, das Paul selbst mitentwickelt hat. Dieses kleine, vertraute Element hilft ihm, den Übergang von zu Hause zur Schule zu bewältigen. Gemeinsam gehen sie in den Klassenraum. Dort hilft Jana ihm, seine Materialien zu sortieren und sich innerlich auf den Schultag einzustimmen.
8:00 Uhr: Deutschunterricht mit Diktat
Das angekündigte Diktat macht Paul nervös. Jana sitzt in der Nähe, aber ohne zu nah zu sein. Sie erinnert ihn diskret an seine Strategien. Dazu gehören tief durchatmen, mit dem Finger unter der Zeile bleiben und Pausen einlegen, wenn nötig. Paul beginnt zu schreiben. Als er stockt, beugt sie sich leicht zu ihm, flüstert eine motivierende Rückmeldung und schaut dann wieder weg, um ihm Raum zu lassen. Jana beobachtet sehr genau, wann ihre Unterstützung gebraucht wird und wann sie sich bewusst zurücknehmen sollte.
9:00 Uhr: Mathe: Zahlenräume bis 100
Mathematik liegt Paul, aber die Umstellung von Einzel- auf Gruppenarbeit fällt ihm schwer. Jana hilft ihm, seine Materialien zu ordnen und die Aufgabenstellung zu verstehen. In der Gruppenarbeit übernimmt sie eine moderierende Rolle. Sie sorgt dafür, dass Pauls Beiträge wahrgenommen werden, erklärt seine Vorschläge bei Bedarf für die Gruppe und vermittelt zwischen unterschiedlichen Arbeitsweisen. So kann Paul seine mathematischen Stärken zeigen und gleichzeitig wichtige soziale Erfahrungen sammeln.
9:45 Uhr: Pause: Orientierung und Kontaktförderung
Die Hofpause ist eine Herausforderung. Viele Kinder, viel Lärm und viele unvorhersehbare Situationen wirken auf Paul ein. Jana begleitet ihn zunächst zur Toilette, dann an einen ruhigeren Platz für das Pausenbrot. Danach schlägt sie ein bekanntes Spiel mit zwei Mitschülern vor. Paul macht zögerlich mit, taut aber langsam auf. Als es zu einem kleinen Missverständnis kommt, das Paul verunsichert, reagiert Jana schnell. Sie erklärt beiden Seiten, vermittelt und schafft Klarheit, ohne die Situation zu dramatisieren.
10:15 Uhr: Sachunterricht: Gruppenarbeit zu Haustieren
Heute sollen kleine Gruppen ein Plakat über ein Haustier gestalten. Paul hat sich für das Thema Kaninchen entschieden. Jana achtet darauf, dass er seine Aufgabe versteht. Er soll Informationen recherchieren und notieren. Gleichzeitig achtet sie darauf, dass er gut in die Gruppe eingebunden ist. Als er sich überfordert fühlt und sich innerlich zurückzieht, nimmt sie ihn behutsam beiseite. Eine kurze Bewegungspause auf dem Flur hilft ihm, sich wieder zu sammeln. Zurück im Klassenraum kann er seine Ergebnisse mit sichtbarem Stolz vorstellen.
11:15 Uhr: Sport: Bewegungslandschaft in der Turnhalle
In der Umkleide gibt Jana nur verbale Hinweise, um Pauls Selbstständigkeit zu fördern. Sie kennt die Balance zwischen Hilfe und Förderung genau. In der Turnhalle wird eine Bewegungslandschaft aufgebaut. Für viele Kinder ist das ein echtes Highlight. Paul ist zunächst zurückhaltend. Jana motiviert ihn durch kleine Schritte. Erst balancieren, dann hüpfen, schließlich springen. Als er zum ersten Mal über eine hohe Matte springt, strahlt er über das ganze Gesicht. Für Jana sind das die Momente, in denen sich ihre Arbeit besonders lohnt.
12:15 Uhr: Mittagessen in der Mensa
Paul mag es nicht, wenn es laut und unübersichtlich ist. Jana setzt sich mit ihm an einen ruhigeren Tisch am Rand der Mensa. Sie hilft ihm beim Öffnen der Brotdose, erinnert an kleine Rituale wie das Einpacken der Serviette und bleibt auch dann gelassen, wenn Paul zögert oder sich über das Essen beschwert. Ein neues Gericht steht auf dem Speiseplan. Mit viel Geduld und einem kleinen Anreiz probiert Paul schließlich einen Löffel. Für ihn ist das ein großer Schritt.
13:00 Uhr: Lernzeit und individuelle Förderung
Am Nachmittag steht eine individuelle Lernzeit auf dem Plan. Jana nutzt die Gelegenheit, mit Paul spielerisch an seiner Rechtschreibung zu arbeiten. Sie setzt Bewegungselemente ein, um ihn in Schwung zu bringen. Beim Wörter-Buchstabieren im Stehen oder mit Wurfspielen bleibt Paul motiviert. Heute klappt das Schreiben schwieriger Wörter deutlich besser als in der Vorwoche. Jana dokumentiert die Fortschritte sorgfältig im Förderplan, um die Entwicklung sichtbar zu machen.
14:00 Uhr: Ausklang und Übergabe
Gegen 14 Uhr kommt Pauls Vater zur Schule. Jana nutzt die Gelegenheit, um ein kurzes Feedback zu geben. Das Diktat hat gut geklappt und er war heute beim Springen in der Turnhalle richtig mutig. Für die Eltern ist dieser regelmäßige Austausch sehr wichtig. Nach der Übergabe bespricht Jana den Tag kurz mit der Klassenlehrerin und reflektiert eigene Beobachtungen. Im Notizheft hält sie fest, was heute besonders gut lief und was sie morgen anders angehen möchte.
Fazit: Nähe, Struktur und Empathie
Der Arbeitstag einer Schulbegleitung wie Jana ist geprägt von Nähe, pädagogischer Klarheit und hoher Anpassungsfähigkeit. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, aber auch viele kleine Erfolge, die zeigen, wie wertvoll diese Unterstützung ist. Wer in diesem Berufsfeld arbeitet, begleitet nicht nur ein Kind durch den Schulalltag, sondern schafft echte Teilhabe und langfristige Entwicklungschancen.
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